Interview mit Fabienne Olivie.

Fabienne Olivie, eine Spielerin im Frauenteam vom Berliner TSC, wurde am 16.01.2020 im Schiedsrichterwesen neueingestuft. Sie wurde offiziell in die Herren Bezirksliga. eingestuft. Zudem war sie auch im Jugendleitsungskader tätig..

Dieses erfreuliche Ereignis haben wir genutzt, um mit ihr über die Rolle der Unparteiischen zu reden und über ihre Erfahrung zu berichten.

 

Wie ist das für dich Schiedsrichter zu sein? Was motiviert dich, Schiedsrichterin zu sein?

Die Rolle der Schiedsrichterin macht mir einfach riesigen Spaß. Man erlebt Fußball einfach noch mal mit einer ganz anderen Perspektive, da du in der Rolle der Unparteiischen ja eine ganz andere Verantwortung dem Spiel gegenüber hast und deine Entscheidungen auf dem Platz und deine Art, das Spiel zu leiten, bestimmen, in welche Richtung sich das Spiel entwickelt.

 

Konntest du dich schon immer dafür begeistern?

Ich konnte mich schon immer dafür begeistern, Sachen richtig zu machen und Regeln zu folgen. Man könnte sagen, ich war schon immer eine kleine Klugscheißerin. ;D

Im Alter von 14 Jahren begann ich mich für die Rolle der Unparteiischen zu interessieren. Ich habe mir die Regeln angeschaut und bekam Lust, diese tatsächlich zu lernen. Um mehr darüber zu erfahren und erste Praxiserfahrungen zu sammeln, habe ich dann einen Schiedsrichter*innen Lehrgang gemacht. Und dieser hat mir super viel Spaß gemacht und das ist auch der Grund, wieso ich auch heute noch Spiele pfeife.

 

Kannst du uns was über dich erzählen? Was pfeifst du? (Altersgruppen und Geschlecht)

Ich wurde im Januar dieses Jahres offiziell in die Herren Bezirksliga eingestuft. Coronabedingt konnte ich aber noch kein einziges Spiel pfeifen. Darüber hinaus kann ich auch Spiele in der Frauen Berlin-Liga pfeifen. Des Weiteren assistiere ich in der Herren Landesliga und der B-Mädchen Bundesliga.

 

Die Rolle der Schiedsrichter*in kann eine sehr undankbare sein. Was waren unangenehme Erlebnise in deiner Laufbahn?

Ich erinnere mich an ein Spiel, das war relativ am Anfang meiner Tätigkeit. Zu dem Zeitpunkt war ich vielleicht ein halbes Jahr Schiedsrichterin und erst 15 Jahre alt. Da hab ich ein C-Jugend-Pokal Spiel gepfiffen. Ich kann rein objektiv nicht mehr sagen, ob das eine schlechte Leistung von mir war oder sich die Mannschaft einfach nur schlecht verhalten hat.

Auf jeden Fall war die eine Mannschaft sehr unzufrieden mit mir. Ich musste mich dann mit 15 Jahren vor einem Haufen unzufriedener Jungs und Trainer rechtfertigen. Rückblickend würde ich mit so was ganz anders umgehen, aber damals war ich mehr als überfordert mit der Situation.

Das sind dann diese Moment in denen man noch einmal drüber nachdenkt, ob das wirklich das Richtige für einen ist und du dich fragst:

Ist es das, was dir wirklich Spaß macht? Willst du dich wirklich jedes Wochenende darauf einlassen? Aber umso häufiger gibt es auch Erlebnisse, in denen ich merke, wie viel Spaß mir das Ganze macht. Diese relativieren dann die weniger schönen Momenten auf dem Platz.

 

Leider haben Frauen in unserer Gesellschaft immer noch häufig mit Diskriminierung zu kämpfen. Hast du solche Erfahrungen schon mal in der Rolle der Unparteiischen machen müssen, sei es von Spieler*innen auf dem Platz oder während deiner Ausbildung.

Ganz so schlimm war es zum Glück noch nicht. Ich glaube, das stellen sich viele noch viel krasser vor, als es eigentlich ist. Klar gibt es hin und wieder einen blöden Kommentar von Fans oder Eltern, z.B. „Das ist halt ein Mädchen“ oder „Was soll man erwarten?“.

Aber es kommt relativ selten bei Spieler*innen oder Trainer*innen vor. Falls ich mir was anhören muss, dann ist das wirklich auf meine Leistung als Schiedsrichterin bezogen und nicht auf das Geschlecht. Ich habe sogar eher das Gefühl, das die Jungs oder Männer größeren Respekt vor mir haben. Da scheint die Hemmschwelle für sie größer zu sein eine Frau anzupöbeln als einen Jungen oder Mann.

Grundsätzlich habe ich nicht das Gefühl, dass ich negativer wahrgenommen werde als ein Mann.

 

Wir hatten dich ja schon nach nicht so schönen Erlebnissen gefragt. Was war denn dein schönstes Erlebnis? Welches deinen Entschluss, Schiedsrichterin zu werden, vielleicht noch verstärkt hat.

Schöne Spiele sind immer die, in denen niemand über dich redet. Das ist das größte Lob, was du als Schiedsrichter*in von Spieler*innen oder Trainer*innen bekommen kannst – wenn keiner auf dem Schirm hat, dass überhaupt ein*e Schiedsrichter*in da war; wenn alles so läuft, wie es sich die Beteiligten wünschen.

Abgesehen davon hatte ich ein paar wirklich schöne Momente im Jugendleistungskader in Berlin, in dem ich seit zweieinhalb Jahre aktiv bin. Dort durfte ich dann ein paar relativ coole Spiele pfeifen und amtieren. Zum Beispiel war ich letztes Jahr vierte Offizielle im A-Jugend Pokalfinale im Poststadion. Das war natürlich eine Megaerfahrung für mich, Teil vom Team zu sein, welches das größte Jugendspiel in Berlin pfeift. Das Jahr davor war ich vierte Offizielle im C-Jugend Pokalfinale. Und das war dann zum Glück auch noch vor Zuschauer*innen. Vor 300-400 Leuten ein Spiel zu leiten, hat natürlich riesigen Spaß gemacht.

 

Zum Schluss wollen wir dich natürlich noch fragen, wie es für dich sportlich weitergeht. Was sind Ziele und Träume von dir, die du noch erreichen willst?

Ich habe noch keine feste Spielklasse vor Augen.

Mal sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Falls ein Aufstieg in eine höhere Spielklasse möglich ist, werde ich diesen natürlich machen. Aber ich bin nicht verbissen und möchte unbedingt eine gewisse Klasse erreicht haben.

Ich will einfach noch so lange Spiele leiten, wie es mir noch Spaß macht und so lange ich der Meinung bin, dass ich so mein Wochenende verbringen möchte.


Wir bedanken uns bei Fabi für das Interview.

Alle, die ebenfalls Interesse daran haben, Schiedsrichter*in zu werden, finden hier weitere Informationen dazu: https://berliner-fussball.de/schiedsrichter/wie-werde-ich-schiedsrichter/ 

Der Berliner Fußballverband möchte besonders junge Menschen dazu motivieren, früh als Schiedsrichter*in Verantwortung zu übernehmen. Dafür wurde der „Kinderschiedsrichter“ entwickelt: https://berliner-fussball.de/schiedsrichter/kinder-sr/