Große Ehre für eine Ausnahmesportlerin des Berliner TSC
Der Berliner TSC e.V. gratuliert Kristina Richter
Kristina Richter – eine ehemalige Handballerin des Berliner TSC ist in die „Hall of Fame“ des Deutschen Sports aufgenommen worden.
Der Rummel um ihre Person ist ihr eigentlich nicht so recht. „Hall of Fame?“ schmunzelt die 69 jährige: „Klar ist das eine Wahnsinns-Ehre, aber ich komme doch aus einer Mannschaftssportart, als ein Sportler allein kann man da doch gar nichts erreichen!“
Ein Satz der viel erzählt über die bescheidene, aber zugleich selbstbewusste Frau, die aus Zwickau stammt, als 18jährige – also 1965 – zum Berliner TSC wechselte und hier zur dreimaligen Weltmeisterin reifte. Sie galt in den 1970er Jahren als beste Handballerin der Welt und holte dreimal den Europapokal mit dem Berliner TSC, der damals noch TSC Berlin hieß.
Es gibt da einen Bericht des DDR – Fernsehens aus den 1970er Jahren. Der damalige Handball-Star wird darin in seinem privaten Umfeld porträtiert, „Homestory“ würde man das heute nennen. Kristina Richter, die Weltklasse-Sportlerin, beim Stricken, Backen und Bemuttern ihrer kleinen Tochter Angela. Geradezu rührende DDR – Romantik, heile Welt im Plattenbau. Sie war eine Vorzeigesportlerin der DDR, aber sie war ganz gewiss keine bequeme Mitläuferin, auch das hat sicher eine Rolle gespielt bei dieser Auszeichnung.
Der DOSB hat nach einer zweijährigen Findungsphase 16 Sportlerinnen und Sportler neu in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufgenommen, vor allem solche, die in den 1970er und -80er Jahren erfolgreich waren. Also der Blütezeit des DDR-Leistungssports. Aber unter den Sechzehn sind nur Drei aus der ehemaligen DDR: Bob-Pilot Meinhard Nehmer, der Olympiasieger im Gehen Hartwig Gauder und eben Kristina Richter. Einmal mehr zeigt sich darin, wie schwer sich der gesamtdeutsche Sport noch immer mit seiner DDR – Vergangenheit tut, im Umgang mit staatliche verordnetem Doping und Stasigeschichten.
Kristina Richter hat auch in der Hinsicht offensichtlich eine reine Weste, denn bevor der DOSB jemanden in die „Hall of Fame“ aufnimmt, überprüft die „Jahn-Behörde“ auch dessen DDR-Vergangenheit, im Fall von Kristina Richter: ohne Befund. Die 69jährige selbst wundert sich auch bis heute darüber, dass man sie von DDR – Staatsseite in Ruhe gelassen hat: „Das die mich ins Nichtsozialistische Ausland reisen ließen, obwohl ich nicht in der Partei war, kann ich mir bis heute nicht so richtig erklären. Aber da hat dann wohl doch die Leistung gestimmt!“
Bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980 wurde ihr zudem eine besondere Ehre zuteil: Sie war die erste deutsche Mannschaftssportlerin, die als Fahnenträgerin ins Stadion einlaufen durfte,
Sie ist eine, die nicht unbedingt den bequemen Weg geht: Bis heute ist sie beim Berliner TSC aktiv, lange hat sie die Drittliga-Handball-Frauen trainiert, inzwischen ist sie Mitglied des Ältestenrats und auch da meinungsfreudig und kritisch. Unlängst wieder zu beobachten bei der Mitgliederversammlung des Berliner TSC, als sie dazu aufrief, auch wieder mehr auf das Urteil der Älteren im Verein zu hören.
Liebe Kristina: Die Botschaft ist angekommen. Wir beim Berliner TSC sind stolz darauf, eine solche Ausnahmesportlerin und Persönlichkeit in unseren Reihen zu haben und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
Text: Birgit Hofmann