Julia Meyer hört nach neun Jahren Berliner TSC auf mit dem Handball
Unsere Nummer 10 legt den Handball zur Seite
Sie hatte sich bereits früh entschieden. Schon Anfang des Jahres teilte sie dem Trainerteam mit, dass dies nun ihre letzte Rückrunde mit dem Berliner TSC werden wird. Nach neun Saisons, bisher 152 Spielen mit 168 Toren, macht die 27-jährige zum Saisonende Schluss, hängt die Schuhe an den berühmten Nagel.
„Seit Juli 2008 spiele ich jetzt hier beim Berliner TSC, das ist immerhin meine zweitlängste Station hinter meinem langjährigen Jugendverein Eintracht Berlin“, den sie dann für die älteren Jugendjahrgänge zu den Füchsen Berlin verlassen hatte. Von dort wechselte nach der A-Jugend zu den 1. Frauen des Berliner TSC und spielte dabei durchgängig in der dritthöchsten Spielklasse Deutschlands. Zudem konnte sie hier dreimal in vier Anläufen den Berliner Pokalsieg holen.
Mit Jule hört ein Gesicht des Berliner TSC auf. Im berliner, aber auch im überregionalen Handball verband man sie mit ihrem Verein: „In den Jahren habe ich so viele Leute in Berlin oder den Hallen im Norden, Osten und der Mitte Deutschlands, auf und neben dem Spielfeld, kennengelernt, es würde hier jeden Rahmen sprengen, die aufzuzählen, an die ich mich besonders gerne erinnere.“ Allein beim TSC hat sie in den Jahren nahezu 70 bis 80 Spielerinnen kommen und gehen sehen.
Dabei fing sie als junge Spielerin unter Kristina Richter bei den 1. Frauen selbst ganz klein an: „Das hat mich schon geprägt, das ich gleich ins kalte Wasser geschmissen wurde und, obwohl ich eigentlich Linksaußen war, am Kreis aushelfen musste. Aber da war damals die erfahrende Katrin „Fischi“ Fischer, die mir so viel beibringen konnte, dass das meine Stammposition wurde.“
So wurde Jule immer wichtiger für die 1. Frauen. Traf sie nicht selbst, so riss sie Lücken oder holte viele Strafwürfe heraus.
Absoluter Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn war natürlich im Oktober 2013 der Heiratsantrag nach dem gewonnenen Heimspiel gegen GW Schwerin. Noch heute kann sie darüber lachen, wie sie sogar noch ihr an sie selbst gerichtetes Spruchband hochhielt und sich fragte, „Was teilen wir den Besuchern eigentlich gerade mit ? Warum weiß ich von nichts ?“ Alle hatten dicht gehalten und so wurde der Antrag unvergesslich.
In den Jahren hat sie Zehntausende Kilometer im Bus, Kleinbus, Zug oder Auto zu den Auswärtsspielen zurückgelegt. Zuerst saß sie immer weit vorne, aber mit der Zeit konnte sie mit Juliane „Klette“ Meyer, inzwischen ihre Schwägerin, die letzte Reihe blocken. „Selbst in Kleinbussen ist die letzte Reihe Meyerreihe“, lacht Jule. Am liebsten fuhr sie dabei nach Schwerin. „Vor allem oft, keine Ahnung, wie oft.“
Zum Abschied hat sie für die Zuschauer dann noch eine kleine Geschichte, die bisher vielleicht noch nicht so allgemein bekannt war. „Immer wieder lustig ist die Sache mit meinem Passpartner beim Warmmachen. Also ich glaube im Laufe der Jahre war es wie ein schlechtes Omen, mein Partner zu sein. Entweder derjenige hat die Mannschaft dann wieder verlassen oder sich verletzt. Einzig Roschi ist mir in all den Jahren geblieben, aber die war ja nun auch über ein Jahr verletzt.“
Jetzt noch die drei letzten Saisonspiele und dann ist definitiv erst einmal Schluss mit dem aktiven Handball. „Ich werde Pause machen und dann mal sehen was sich ergibt. Entweder vielleicht als Physiotherapeutin bei irgendeiner Mannschaft oder wenn mich doch der Ehrgeiz packen sollte, werde ich vielleicht weiter spielen. Aber das werde ich mir in Ruhe überlegen.“ Eine kleiner Türspalt bleibt also offen. Sei es beim Berliner TSC oder anderswo. Eine Bereicherung ist Jule überall, bei jedem Team.
Danke Jule für 9 Jahre ehrgeizigen, zuverlässigen und gradlinigen Handball beim Berliner TSC. Und wer jetzt Dein langjähriges Amt als Kassenwartin übernimmt ? Das muss nicht mehr dein Problem sein …
Thomas Kraft
Fotos: Steffen Wollmann, André Kämpf, Alexander Bau, Thomas Kraft